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JU-52 - out of service

Verantwortlicher Autor: Andi Schmidt München (D), 08.06.2019, 00:07 Uhr
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JU-52 -Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung-
JU-52 -Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung-  Bild: Andi Schmidt www.andi-schmidt-aviation.de

München (D) [ENA] Über Deutschland, Österreich und der Schweiz wird man sie nicht mehr sehen. Der Anblick einer fliegenden JU-52 scheint für immer vorbei zu sein. Das Schicksal der ehemaligen Lufthansa Traditionsflug JU-52 ist bereits entschieden. Sie wird in einem Museum ausgestellt. Noch Hoffnung für die Schweizer?

In den letzten Monaten ging alles plötzlich sehr schnell. Im August 2018 wurde im Rahmen einer Routinekontrolle der Schadensbefund an einem Strukturbauteil an der Motoaufhängung festgestellt. Dieses Bauteil wollte man durch ein Neuteil ersetzen, welches erst noch gefertigt werden sollte. Erste Arbeiten dazu hatten bereits begonnen. Die Fortführung der Arbeiten war im Hangar der Lufthansa CityLine am Münchner Flughafen vorgesehen. Finanzielle Mittel wurden bei der Deutschen Lufthansa angefragt. Die Airline verzagte im Januar 2019 jedoch jegliche weitere monetäre Unterstützung.

Keine weitere finanzielle Unterstützung

Die *Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung* informierte als Trägergesellschaft der JU-52 unverzüglich ihre Mitglieder über die Entscheidung des Lufthansa-Konzerns. Neue Sponsoren sollten nun diesen Part der Unterstützung auffangen. Über die folgenden Wochen erfolgte keinerlei öffentliche Kommunikation weder von Seiten der Stiftung noch des Lufthansa-Konzerns. Am Mittwochabend (03.April) starteten drei Tieflader mit jeweils einer Tragfläche und dem Rumpf beladen zur Fahrt Richtung Hamburg in den dortigen Wartungshangar der Lufthansa. Vorläufige Endstation für den 83 Jahre alten Flieger, gesucht wird nun ein Platz im Museum. Das unumkehrbare Ende eines berühmten, noch vor Monaten fliegenden Traditionsflugzeuges.

Junkers JU-52

Untersuchung der Unglücksmaschine in der Schweiz

Während das Schicksal der Lufthansa JU-52 bereits besiegelt ist, stehen die Schweizer JU´s einer unklaren weiteren Zukunft und unsicherer Prognose bezüglich der Wiederaufnahme des Flugbetriebes aus. Nach dem Absturz der *HB-HOT* in den Schweizer Bergen am 04.August 2018 und eines kurzen, vorübergehenden Flugverbotes wurden noch vereinzelt Flüge unter veränderten behördlichen Auflagen mit den verbliebenen Schwester-Maschinen in 2018 durchgeführt. In einem Zwischenbericht des *BAZL* (Bundesamt für Zivilluftfahrt, Schweiz) wurden bei der Untersuchung zur Klärung des Unglücksfalls erhebliche Schäden bedingt durch Korrosion am Flugzeugwrack der *HB-HOT* festgestellt. Schäden, die aber nicht als Ursache des Absturzes in Verbindung stehen.

JU-Air derzeit ohne Betriebslizenz

Der *JU-Air* wurde daraufhin die Betriebslizenz für den kommerziellen Flugbedarf entzogen. Die Maschinen mit Kennung *HB-HOP* und *HB-HOS* sind nun in Dübendorf in Wartung beziehungsweise geplanter umfangreicher Revisionsarbeiten. Der zehn Jahre jüngere CASA-Lizenzbau, Kennung *HB-HOY* aus dem Jahr 1949 steht unverändert im Hugo-Junkers-Hangar in Mönchengladbach (D). Am 4.April veröffentlichte die *JU-Air* eine Pressemitteilung, die in der Zusammenfassung nach Abschluss umfangreicher Revisionsarbeiten an den drei Maschinen die Aufnahme des Flugbetriebes im Frühjahr 2021 vorsah. Laut Aussage der *JU-Air* wurden über die Jahre hinweg ausreichende finanzielle Rücklagen gebildet, um selbst diese außerordentliche Lage stemmen zu können.

Junkers JU-52

Verschärfte Auflagen der Behörde

Anfang Mai 2019 wurden vom schweizerischen Bundesamt für Zivilluftfahrt weitere in Eigenregie durchgeführte Reparaturarbeiten verboten. Dies betrifft die Flugzeuge in ihrer Gesamtheit sowie die Flugmotoren. Vorgaben der *Europäischen Agentur für Flugsicherheit/EASA* werden von Seiten der *JU-Air* und der *Naef Flugmotoren AG* am Standort Dübendorf nicht erfüllt. Da nicht genauer erwähnt, können dies Mängel in der Dokumentation, der Einrichtung der Werkstätten oder das Teilemanagement betreffen.

Durch Auslagerung von Arbeiten an speziell zertifizierte Wartungsfirmen bedeutet dies zwar einen erhöhten finanziellen Aufwand aber nicht das automatische Ende für die Zukunft der Maschinen. Diese positive Zuversicht ist nicht unbegründet. Selbst der komplette, zertifizierte Neubau eines Nachbaus nach alten Konstruktionsplänen der kleineren Junkers F-13 wurde in der Schweiz erfolgreich absolviert.

Nach dem Rückzug des Hauptsponsors Breitling

Ein weiteres Ende eines traditionsreichen Flugzeuges vom Typ Lockheed Super Constellation folgte am 23.April 2019 in Basel, Schweiz. Für den Vereinsflieger mit Kennung *HB-RSC* konnte die für dringende Sanierungsarbeiten erforderliche Summe von 20 Millionen Schweizer Franken per Stichtag 20.04.19 als Nachweis gegenüber der Luftaufsichtsbehörde nicht garantiert werden. Und ohne diese umfangreichen Reparaturen wird der *Super Connie* kein Lufttüchtigkeitszeugnis erstellt. Gemäß geänderter Vereinssatzung bedeutete dies die Auflösung des Vereins *Super Constellation Flyers Association/SCFA* und das vorläufige Ende des mit Namen *Star of Switzerland* betitelte Flugzeugmusters. Auch hier: *Kein Brummen am Himmel* in unserer modernen Zeit.

Lockheed Super Constellation

Fazit:

Der aktive Betrieb von Oldtimer-Flugzeugen in der beschriebenen Größenordnung und Typenklasse kostet enorm viel Geld. Jede Flugstunde der Oldies bedeutet ein Mehrfaches an Einsatz in Arbeitszeit und Material bezüglich Wartung und Pflege. Ein ständiger Kampf gegen den fortlaufenden Alterungsprozess der Flugzeuge. Ohne einen jeweils starken Premium-Sponsor hätten die beschriebenen Oldies die vielen Jahre hinweg so keinerlei Chance auf behördlich genehmigten Flugbetrieb erlangt. Danke für die liebgewonnene, perfekte und nun zurückliegende Präsentation der Klassiker der Luftfahrt.

Der Rückzug des Lufthansa-Konzerns aus Kostengründen und die geänderten Beteiligungswerte an der Schweizer Luxus Uhrenmarke *Breitling* durch den 80-Prozent-Erwerb der Anteile durch das luxemburgische Finanzunternehmen *CVC Capital Partners* fordern nun ihren Tribut. Umso mehr ist das andauernde Engagement der *JU-Air* mit der formulierten Zielsetzung zu bewundern. Nicht zu vergessen ist der unvergleichliche Tatendrang der *Flying Bulls* vom *Hangar-7* in Salzburg in der Aufrechterhaltung und Weiterführung der Flugzeuge und Hubschrauber vergangener Zeit.

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