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Der Alpha Jet – DE-FR-Kooperation

Verantwortlicher Autor: Andi Schmidt München (D), 02.07.2018, 00:02 Uhr
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Alpha Jet der *Patrouille de France*, Zeltweg 2016
Alpha Jet der *Patrouille de France*, Zeltweg 2016  Bild: Andi Schmidt www.andi-schmidt-aviation.de

München (D) [ENA] Politisch rücken derzeit Deutschland und Frankreich enger zusammen. Im Flugzeugbau gab es zwischen den beiden Ländern immer schon enge Partnerschaften in der Vergangenheit. Eines dieser Produkte ist der *Alpha Jet* aus den 70iger Jahren. Noch heute fliegen einige dieser Flugzeuge.

Ohne der Zielstrebigkeit und partnerschaftlichen Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich gäbe es zum Beispiel den Flugzeughersteller *Airbus* nicht. Im Dezember 1970 gründeten die staatliche französische *Aerospatiale* und die *Deutsche Airbus GmbH* die *Airbus Industrie* in der Gesellschaftsform einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft. Weitere Teilhaber stießen erst kurz darauf dazu und führten in der Gesamtheit zum Erfolg der Marke wie wir es heute kennen.

Red Bull / Flying Bulls

Unbürokratisch und rasche Realisierung

Im militärischen Bereich war die *Transall* in Form eines Transportflugzeuges ebenfalls ein Kooperationsprodukt der beiden Länder. Bis in die heutige Zeit reichend ein Paradebeispiel bezüglich Planung, Entwicklung und Herstellung eines Flugzeugmusters mit extremer Langlebigkeit, Robustheit und Zuverlässigkeit. Etliche *Transall* sind noch im aktiven Einsatz. Weniger spektakulär und im Zentrum und Interesse der Öffentlichkeit steht der Name *Alpha Jet* für ein weiteres militärisches Projekt beider Länder.

Für Deutschland stand ein Nachfolgemodel für die *Fiat G.91* an und Frankreich suchte ebenfalls einen baldigen Ersatz ihrer *Fouga Magister* Schulungsflugzeuge. Führungskräfte beider Luftwaffen trafen sich zu Gesprächen und leiteten entsprechende Vorarbeiten in die Wege. Gleichzeitig wurde eine deutsch-französische Regierungsvereinbarung erarbeitet und am 1.Mai 1969 wurde das Projekt von den Verteidigungsministern der beiden Länder gestartet.

Patrouille de France

Start-frei für das *Himmels-Moped*

Nachdem das Anforderungsprofil an ein leichtes, zwei-strahliges Jetflugzeug formuliert war, konnten nun Pläne und Studien seitens der Industrie eingereicht werden. Der endgültige und freigegebene Entwurf führte zu einer Auftragsvergabe an Dassault/Frankreich und Dornier/Deutschland. Die technischen Daten beschreiben ein einsitziges leichtes Angriffs- und Aufklärungskampfflugzeug oder die Version und Variante als zweisitziges Schulflugzeug zur taktischen Ausbildung. Länge 12,47 m, Spannweite 9,11 m, Leergewicht 3,5 t und max. Startgewicht 8 t.

Mit einer Fluggeschwindigkeit von Mach 0.85, also knapp unterhalb der Schallgrenze, und einer Dienstgipfelhöhe von 14.600 m erreicht die Trainerversion eine Reichweite von etwa 540 km, die sich durch Verwendung mit zwei Zusatztanks auf 2.900 km steigern lässt. Hervorzuheben sind die Werte von 410 m als Startrollstrecke und 610 m der Weg als Landerollstrecke. Den Erstflug absolvierte der von Dassault gefertigte Prototyp P01 am 26.10.1973. Am 09.01.1974 folgte mit P02 der erste von Dornier produzierte *Alpha Jet*. Für die Testphase von über 1.350 Flugstunden standen vier Prototypen zur Verfügung.

Triebwerke von zwei Herstellern

Das französische Modell hatte inländische Triebwerke von *SNECMA* während die deutschen Modelle mit MTU-Triebwerkseinheiten ausgestattet wurden. 1975 konnte die Serienfertigung für die Luftwaffen beider Länder beginnen. 200 Maschinen erhielt Frankreich, 175 gefertigte Einheiten für Deutschland. In der Produktionszeit von 1973 bis 1984 wurden gesamt 508 Maschinen erstellt. Export-Modelle wurden hauptsächlich in afrikanischen Ländern verkauft.

Als Deutschland seine *Alpha Jets* 1993 außer Dienst stellte, waren 168 Maschinen als Gebrauchtflugzeuge nun verfügbar und wurden weltweit vermarktet. Teils als Ausstellungsstücke für Museen aber auch als Trainingsflugzeuge anderer Luftwaffen. Sogar zivile Käufer wie der österreichische Energiedrink-Hersteller *Red Bull* kaufte acht Maschinen für Airshow-Flugvorführungen der *Flying Bulls*. Da es sich um militärisches Fluggerät handelte, mussten umfangreiche Umbauten vorgenommen werden.

Red Bull / Flying Bulls

Tragischer Unfall

Die Schweizer Firma *RUAG* mit seinem Ableger *Fairchild/Dornier* am Flugplatz Oberpfaffenhofen übernahm diese Aufgaben bereits zuvor wegen einem möglichen Weiterverkauf der Maschinen. Für die erneute Zulassung für den Flugbetrieb mussten fünf Einweisungsflüge durchgeführt werden. Den Testpiloten stellte die Firma *RUAG*, eingewiesen wurde ein Mitarbeiter und Pilot des *Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt* um danach als Gutachter des Luftfahrtbundesamtes für die Zulassung agieren zu können.

Am 29.10.2003 startete ein durch Umbauten demilitarisierter, 2-sitziger*Alpha Jet* unter Sichtflugbedingungen vom dortigen Sonderflughafen, um im Rahmen eines bereits dritten und nun 40-minütigen Einweisungsfluges den DLR-Piloten in das Fluggerät weiter einzuweisen. Nähe der Gemeinde Brannenburg im oberbayerischen Landkreis Rosenheim stürzte der Jet ab und zerschellte auf einer Wiese. Beide Piloten wurden bei dem Unfall tödlich verletzt. Die Unfallursache konnte letztendlich nicht geklärt werden.

Ursache bis heute nicht geklärt

*An Bord des *Alpha Jets* waren weder Flugdatenschreiber noch Cockpit Voice-Recorder eingebaut. Der Flugweg von Oberpfaffenhofen bis Brannenburg wurde durch Primärradar, d.h. ohne Transponderdaten aufgezeichnet* so eine Stelle im Unfallbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, Braunschweig (3X232-0/03, Dezember 2008). *Zeugen zufolge, die anscheinend jeweils nur Teilabschnitte der Flugzeugbewegung beobachtet hatten, vollführte der Alpha Jet im Bereich Brannenburg möglicherweise einen Looping in ca. 200–500 m Höhe über Grund.*

Ein Rettungssystem wie zum Beispiel der Schleudersitz, waren bedingt durch den erforderlichen Umbau in die *zivile Variante* nicht mehr aktiv verfügbar, da die Technik und Auslösemechanik des Sitzes ein militärisches Ausstattungsteil des Flugzeugmusters ist. Die bei der französischen *Patrouille de France* bis heute aktiv verwendeten *Alpha Jets* sind Militärflugzeuge als offizielle Kunstflugstaffel der französischen Luftwaffe. Die aktuell von den *Flying Bulls* betriebenen *Alpha Jets* erfüllen selbstverständlich ebenfalls alle erforderlichen Auflagen für den Flugbetrieb. Die Piloten werden regelmäßig zum Saisonbeginn geschult und müssen ihre Flugsicherheit auf diesem Flugzeugtyp belegen.

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